Rheuma
Kerstin83 schrieb am 01.05.2007 um 22:44:
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Rheumatische Erkrankungen verlaufen meist chronisch, sind schmerzhaft und meistens mit einer dauerhaften Bewegungseinschränkung verbunden. Mehr als 450 Erkrankungen ganz unterschiedlicher Ursachen zählen zum rheumatischen Formenkreis.
Was ist Rheuma?
Zwischen 200 bis 400 Erkrankungen (je nach Einteilung) des Muskel-Skelett-Systems werden als Rheuma zusammengefasst. Die unterschiedliche Einteilung liegt an der nicht einheitlichen Definition des Fachgebiets Rheumatologie (der medizinischen Fachrichtung, der sich mit Rheuma-Erkrankungen befasst). Die vier bzw. fünf wichtigsten Gruppen umfassen:
1. Degenerative Erkrankungen
Verschleiß der verschiedenen Gelenke, wie sie bei Arthrose vorliegt. Diese Erkrankungen machen etwa die Hälfte aller Rheuma-Erkrankungen aus und treten oft an den Hüftgelenken, Kniegelenken oder der Schulter auf. Aber auch Beschwerden der Achillessehne, Tennisarm oder Mausarm und Bandscheibenschäden gehören dazu.
2. Weichteilrheumatismus
Hier sind nicht die Gelenke betroffen, sondern die "Weichteile" des Körpers. Neben Sehnen und Muskeln sind häufig auch innere Organe beeinträchtigt wie bei der Fibromyalgie. Diese schlecht zu diagnostizierende Art Erkrankungen macht inzwischen fast 40 % der Rheuma-Erkrankungen aus.
3. Entzündlich-rheumatische Krankheiten
Hier spielt das Immunsystem verrückt. Es bildet Antikörper gegen körpereigene Bestandteile (Autoimmun-Antikörper) – und der Körper reagiert darauf mit einer Entzündung. Bei der rheumatoiden Arthritis wird die Gelenkinnenhaut von Hand- und Fußgelenken angegriffen, beim Morbus Bechterew die Wirbelsäulengelenke, bei der Psoriasis-Arthritis (der Gelenkentzündung bei Schuppenflechte) die Finger- oder Zehengelenke. Diese Formen machen zwar nur 10 % der Rheuma-Erkrankungen aus, aber sie nehmen oft einen schwerwiegenden Verlauf. Auch Gelenkentzündungen beim Morbus Crohn, bei Borreliose und die Reiter-Krankheit gehören in diese Gruppe - außerdem Erkrankungen des Bindegewebes und der Gefäße wie Lupus erythematodes, Sklerodermie, das Sjögren-Syndrom und Polymyalgia rheumatica.
4. Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden
Auch pararheumatische Erkrankungen genannt. Dazu zählen Gicht, Osteoporose - die bei Männern genauso wie bei Frauen auftreten kann - oder Rachitis. Den Erkrankungen ist gemeinsam, dass Veränderungen im Knochen- oder Gelenkstoffwechsel auftreten, die zu Beschwerden führen.
5. Rückenbeschwerden
Die Rheuma-Liga führt Rückenbeschwerden (Dorsopathien) als eine eigene Gruppe an, so dass fünf Gruppen unterschieden werden.
Wie entstehen Rheuma-Erkrankungen?
Während bei degenerativen Erkrankungen ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und der Belastbarkeit eines Gelenkes besteht (bei Übergewicht leicht vorstellbar), ist beim Weichteilrheumatismus noch unklar, was genau der Auslöser für die Erkrankung ist. Momentan geht man davon aus, dass genetische Einflüsse eine Rolle spielen – genau wie bei den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, bei denen das Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern gegen Körperbestandteile reagiert. Bei der rheumatoiden Arthritis und den Kollagenosen/Vaskulitiden - das sind die Erkrankungen von Bindegewebe und Gefäßen - werden fälschlicherweise auf den Zellen des Körpers bestimmte Andockstellen ausgebildet (HLA-Rezeptoren), die dem Immunsystem als Ziel dargeboten werden. So erkennt das Immunsystem die körpereigenen Zellen (von Gelenken, Haut, Gefäßen oder Verdauungstrakt) als Feind.
Bei den Stoffwechselerkrankungen hingegen ist es so, dass zuviel Harnsäure (wie bei der Gicht) oder zuwenig Kalzium und Vitamin D (wie bei der Osteoporose) zu einer Veränderung der Knochen oder der Gelenke führen.
Rücken- oder Nackenschmerzen können außerdem auch durch eine Fehlbelastung (falsches Sitzen, einseitige Belastung) oder Verspannungen der Muskulatur entstehen - Hexenschuss oder Lumbago sind die Folgen.
Wie äußern sich Rheuma-Erkrankungen?
Schmerzen - sei es in Gelenken oder in Muskeln, Sehnen und Bändern - sind das Hauptsymptom bei Rheuma-Erkrankungen. Der Schmerz variiert je nach Erkrankung und Betroffenem und führt meist zu einer Bewegungseinschränkung.
Daneben sind auch Beschwerden an anderen Organen möglich – gerade bei Bindegewebserkrankungen. So findet man trockene Augen beim Sjögren-Syndrom, gerötete Hautflächen bei der Lupus-Erkrankung und eine abnehmende Elastizität von Haut, Zunge und Speiseröhre bei Sklerodermie.
Was wird bei Verdacht auf Rheuma untersucht?
Anamnese
Bei der Anamnese wird die Krankheitsgeschichte des Patienten befragt. Sowohl Lokalisation (welche Gelenke sind befallen?) als auch Beschwerdecharakter (sind die Gelenke morgens steif, seit wann bestehen die Beschwerden?) und Begleiterscheinungen (an Haut, Augen oder anderen Organen) geben Aufschluss, welche Art Rheuma vorliegt.
Inspektion (Betrachten) und Funktionstests
Eine Schwellung der Gelenke (rheumatoide Arthritis), ein entzündetes Großzehengelenk (Gicht) und eine Bewegungseinschränkung (Hexenschuss) sind gut erkennbar. Da sich jedes Gelenk charakteristisch beugen und strecken lässt, wird der Bewegungsumfang durch Probieren aller Gelenke geprüft. Gerade im Krankheitsverlauf zeigen diese Werte, ob sich die Krankheit fortsetzt (wie oft bei Morbus Bechterew) oder ob eine entzündungshemmende Therapie Erfolg hat.
Osteodensitometrie
Mit dieser Methode wird die Knochendichte geprüft - bei Osteoporose besonders wichtig. Blutuntersuchungen und Hormonuntersuchungen helfen dann, die Ursache für den vermehrten Knochenabbau zu finden.
Blutuntersuchungen
Blutuntersuchungen zeigen auch die Autoimmun-Antikörper, mit denen das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Mit einer Probe (Biopsie) des betroffenen Gewebes ist gerade bei den Bindegewebserkrankungen die Erkrankung dann der Vielzahl von Rheuma-Erkrankungen besser zuzuordnen.
Röntgen, Ultraschall, Computertomographie und Magnetresonanztomographie
Die bildgebenden Verfahren dokumentieren das Ausmaß des Schadens am Knochengerüst. Bei entzündlichen Veränderungen zeigen sich oft im Vergleich zur gesunden Seite eindeutige Unterschiede im Röntgenbild. Im Ultraschall sind Gelenk- und Muskelveränderungen sichtbar. Selten wird in ein Gelenk hineingeschaut - dazu benötigt man dann ein Arthroskop.
Wie kann ich Rheuma vorbeugen?
Für die Rheuma-Erkrankungen, die eine genetische Ursache haben, sind leider keine vorbeugenden Maßnahmen bekannt. Rückenbeschwerden und Verschleißerscheinungen hingegen werden genau wie Stoffwechselerkrankungen durch richtiges Verhalten vermieden. Dabei stärkt man die Rückenmuskulatur durch Muskeltraining, Fitnessübungen mit Pezziball, Theraband oder am Schreibtisch.
Gelenkschonende Sportarten wie Nordic Walking oder Radfahren verbessern die Fitness. Zudem unterstützen Krankenkassen mit Sportprogrammen wie Mobilis oder dem Kinderprogramm Boney jeden, der seine Fitness verbessern will.
Gichtanfälle als typische Zivilisationserscheinung entstehen nach exzessivem Genuss von fettreichem Essen oder Alkoholgelagen – Mäßigung ist hier die beste Vorbeugung.
Um Osteoporose vorzubeugen, ist eine kalziumreiche Ernährung gerade bis zum 30. Lebensjahr besonders wichtig, denn bis zu diesem Alter wird Knochenmasse aufgebaut.
Welche therapeutischen Maßnahmen gibt es?
Rheumatische Schmerzen werden meist mit Schmerzmitteln behandelt. Bei der Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (das sind die gebräuchlichsten Schmerzmittel) sollte ein Magenschutz verabreicht werden, sonst drohen Magenschleimhautentzündung oder -blutung. Auch Kortison wird als Entzündungshemmer eingesetzt - ein Stoff, der besser als sein Ruf ist.
Auch wenn jede Bewegung schmerzt, Bewegungstherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Rheumabehandlung: So wird ein Fortschreiten der Bewegungseinschränkung verhindert.
Durch die Krankheit zerstörte Gelenke werden teilweise operativ ersetzt - sei es durch ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk oder durch Bandscheibenprothesen im HWS-Bereich.
Daneben ist eine gesunde Ernährung mit viel Vitamin C und E sowie mit Vitamin D und Kalzium besonders hervorzuheben. Collagen-Hydrolysat und Glucosamin sind Nahrungsergänzungen, die den Gelenken helfen - genau wie Enzyme und eine ausgewogene Verteilung von sauren und basischen Nahrungsmitteln.
Heilerde- und Fangopackungen helfen den Gelenken bei Entzündungsschüben äußerlich.
Selbstverständlich gibt es für jede Krankheit ein spezielles Vorgehen mit Medikamenten oder Operationen – nähere Angaben finden Sie bei der jeweiligen Erkrankung. Erarbeiten Sie zusammen mit Rheumatologen, Bewegungstherapeuten und Selbsthilfegruppen ein Therapiekonzept, dass auf Ihre Bedürfnisse und Krankheitsform passt!
Wie gestaltet sich mein Leben?
Rheumatische Erkrankungen sind oft nicht heilbar, die Beschwerden werden durch die verschiedenen Therapiemöglichkeiten nur gelindert. Daher führt die Krankheit zu einschneidenden Veränderungen in Beruf- und Privatleben. Selbsthilfegruppen geben nützliche Tipps, wie man mit der Situation umgeht und welche Therapieformen es gibt. Adressen der verschiedenen Selbsthilfegruppen finden Sie unter den einzelnen Erkrankungen.
Rheuma
- J.Dambier
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Re: Rheuma
Danke für diesen Beitrag-so genau wurde mir das noch nie vor Augen geführt.
von den 5 genannten Punkten treffen auf mich mittlerweile 4 zu
und es fing mal alles ganz harmlos an...
Rheumatische Erkrankungen verlaufen meist chronisch, sind schmerzhaft und meistens mit einer dauerhaften Bewegungseinschränkung verbunden. Mehr als 450 Erkrankungen ganz unterschiedlicher Ursachen zählen zum rheumatischen Formenkreis.
Was ist Rheuma?
Zwischen 200 bis 400 Erkrankungen (je nach Einteilung) des Muskel-Skelett-Systems werden als Rheuma zusammengefasst. Die unterschiedliche Einteilung liegt an der nicht einheitlichen Definition des Fachgebiets Rheumatologie (der medizinischen Fachrichtung, der sich mit Rheuma-Erkrankungen befasst). Die vier bzw. fünf wichtigsten Gruppen umfassen:
1. Degenerative Erkrankungen
Verschleiß der verschiedenen Gelenke, wie sie bei Arthrose vorliegt. Diese Erkrankungen machen etwa die Hälfte aller Rheuma-Erkrankungen aus und treten oft an den Hüftgelenken, Kniegelenken oder der Schulter auf. Aber auch Beschwerden der Achillessehne, Tennisarm oder Mausarm und Bandscheibenschäden gehören dazu.
2. Weichteilrheumatismus
Hier sind nicht die Gelenke betroffen, sondern die "Weichteile" des Körpers. Neben Sehnen und Muskeln sind häufig auch innere Organe beeinträchtigt wie bei der Fibromyalgie. Diese schlecht zu diagnostizierende Art Erkrankungen macht inzwischen fast 40 % der Rheuma-Erkrankungen aus.
3. Entzündlich-rheumatische Krankheiten
Hier spielt das Immunsystem verrückt. Es bildet Antikörper gegen körpereigene Bestandteile (Autoimmun-Antikörper) – und der Körper reagiert darauf mit einer Entzündung. Bei der rheumatoiden Arthritis wird die Gelenkinnenhaut von Hand- und Fußgelenken angegriffen, beim Morbus Bechterew die Wirbelsäulengelenke, bei der Psoriasis-Arthritis (der Gelenkentzündung bei Schuppenflechte) die Finger- oder Zehengelenke. Diese Formen machen zwar nur 10 % der Rheuma-Erkrankungen aus, aber sie nehmen oft einen schwerwiegenden Verlauf. Auch Gelenkentzündungen beim Morbus Crohn, bei Borreliose und die Reiter-Krankheit gehören in diese Gruppe - außerdem Erkrankungen des Bindegewebes und der Gefäße wie Lupus erythematodes, Sklerodermie, das Sjögren-Syndrom und Polymyalgia rheumatica.
5. Rückenbeschwerden
Die Rheuma-Liga führt Rückenbeschwerden (Dorsopathien) als eine eigene Gruppe an, so dass fünf Gruppen unterschieden werden.
von den 5 genannten Punkten treffen auf mich mittlerweile 4 zu
und es fing mal alles ganz harmlos an...
Rheumatische Erkrankungen verlaufen meist chronisch, sind schmerzhaft und meistens mit einer dauerhaften Bewegungseinschränkung verbunden. Mehr als 450 Erkrankungen ganz unterschiedlicher Ursachen zählen zum rheumatischen Formenkreis.
Was ist Rheuma?
Zwischen 200 bis 400 Erkrankungen (je nach Einteilung) des Muskel-Skelett-Systems werden als Rheuma zusammengefasst. Die unterschiedliche Einteilung liegt an der nicht einheitlichen Definition des Fachgebiets Rheumatologie (der medizinischen Fachrichtung, der sich mit Rheuma-Erkrankungen befasst). Die vier bzw. fünf wichtigsten Gruppen umfassen:
1. Degenerative Erkrankungen
Verschleiß der verschiedenen Gelenke, wie sie bei Arthrose vorliegt. Diese Erkrankungen machen etwa die Hälfte aller Rheuma-Erkrankungen aus und treten oft an den Hüftgelenken, Kniegelenken oder der Schulter auf. Aber auch Beschwerden der Achillessehne, Tennisarm oder Mausarm und Bandscheibenschäden gehören dazu.
2. Weichteilrheumatismus
Hier sind nicht die Gelenke betroffen, sondern die "Weichteile" des Körpers. Neben Sehnen und Muskeln sind häufig auch innere Organe beeinträchtigt wie bei der Fibromyalgie. Diese schlecht zu diagnostizierende Art Erkrankungen macht inzwischen fast 40 % der Rheuma-Erkrankungen aus.
3. Entzündlich-rheumatische Krankheiten
Hier spielt das Immunsystem verrückt. Es bildet Antikörper gegen körpereigene Bestandteile (Autoimmun-Antikörper) – und der Körper reagiert darauf mit einer Entzündung. Bei der rheumatoiden Arthritis wird die Gelenkinnenhaut von Hand- und Fußgelenken angegriffen, beim Morbus Bechterew die Wirbelsäulengelenke, bei der Psoriasis-Arthritis (der Gelenkentzündung bei Schuppenflechte) die Finger- oder Zehengelenke. Diese Formen machen zwar nur 10 % der Rheuma-Erkrankungen aus, aber sie nehmen oft einen schwerwiegenden Verlauf. Auch Gelenkentzündungen beim Morbus Crohn, bei Borreliose und die Reiter-Krankheit gehören in diese Gruppe - außerdem Erkrankungen des Bindegewebes und der Gefäße wie Lupus erythematodes, Sklerodermie, das Sjögren-Syndrom und Polymyalgia rheumatica.
5. Rückenbeschwerden
Die Rheuma-Liga führt Rückenbeschwerden (Dorsopathien) als eine eigene Gruppe an, so dass fünf Gruppen unterschieden werden.
„Man muss nicht verrückt sein, aber es erleichtert das Leben ungemein“.